Berge. Mehr Platz für Natur, ökologische Vielfalt und auch für Hochwasserschutz – das ist das Ziel von gleich drei Großprojekten, welche die Kreis- und Hochschulstadt Meschede gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis und Bezirksregierung Arnsberg an der Wenne bei Berge durchführt: An zwei Flussabschnitten finden umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen statt; zudem wird im Bereich der Wennestraße ein Projekt zum Hochwasserschutz umgesetzt.
„Wir geben der Wenne ein Stück Natur zurück“, erläutert Christian Krömpel, bei der Stadt Meschede Projektleiter für das Maßnahmenpaket. Auftakt ist bereits im September: Dann starten Arbeiten zur Hochwasserprävention an der Wennestraße – und zwar in dem Abschnitt von der Straße Zur Winnschla bis zur Wasserkraftanlage. Hier werden rund 1.500 Tonnen Kies und Gesteinsmaterial ausgehoben. Zusätzlich werden die Fließsohle und Uferbereiche der Wenne zum Schutz vor Überflutung profiliert. Und am Burgweg findet eine Asphaltsanierung statt, bei der zusätzlich moderne Straßenabläufe eingebaut werden. Sie dienen dem Hochwasserschutz der Wennestraße bei Starkregenereignissen.
Im kommenden Jahr sind dann – als Gemeinschaftsprojekt mit dem Hochsauerlandkreis – Strukturverbesserungen an der Wenne im Bereich Küchenhelle geplant. Hier werden Hochflutrinnen und so genannte Blänke angelegt – also kleine, flache Wasserflächen in Vertiefungen, die oft nur zeitweise Wasser führen. Der Vorteil: Auf diese Weise entsteht eine ganze Vielzahl von unterschiedlichen Bereichen, die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten ideale Bedingungen bieten. Christian Krömpel: „So werden Uferbereiche zu einem nachhaltig ökologischen Lebensraum.“ Wichtig: Alte Bestandsgehölze bleiben erhalten und werden mit in das Projekt eingebunden.
„Durch das Projekt wird außerdem so genannter Retentionsraum geschaffen“, so Christian Krömpel, „also eine Fläche, die bei Hochwasser oder Starkregen vorübergehend überflutet wird, um Wasser zurückzuhalten und so Überschwemmungen in anderen Bereichen zu verhindern oder abzuschwächen.“ Eine ökologische Aufwertung gehe so Hand in Hand mit dem Hochwasserschutz.
Und auch die Wennemündung in die Ruhr soll im kommenden Jahr renaturiert werden – in einer Gemeinschaftsmaßnahme der Kreis- und Hochschulstadt Meschede mit dem Hochsauerlandkreis und der Bezirksregierung Arnsberg. Aus dem bislang geraden Flusslauf wird dann ein kurvenreiches, gewundenes Gewässer mit kleinen Inseln, Nebenarmen, Uferböschungen sowie Kies- und Sandbänken. Der derzeit rund 280 Meter lange Flussabschnitt soll auf diese Weise eine Länge von rund 465 Metern Länge erhalten.
Aufgewertet wird dabei aber nicht nur der eigentliche Flusslauf, sondern das Umland: Neben den Uferbereichen bilden sich Wiesen mit ökologischer Wiedervernässung, Au- und Schwammwald – also dauerhaften Feuchtzonen, die ebenfalls eine Vielfalt an Lebensräumen für verschiedenste Tiere und Pflanzen bieten. Weiterer Vorteil: Durch die erhebliche Aufweitung der Wenne ergeben sich auch an dieser Stelle zusätzliche Retentionsräume für den Hochwasserschutz. Die Renaturierung der Wennemündung wird zu 80 Prozent aus dem Programm ,Lebendige Gewässer“ durch das Land NRW gefördert.
Insgesamt rund 950.000 Euro geschätzte Gesamtkosten sollen alle drei Projektbestandteile mit sich bringen. Neben der guten Zusammenarbeit mit Hochsauerlandkreis und Bezirksregierung Arnsberg bei der Projektplanung dankt Christian Krömpel insbesondere den Eigentümern und Pächtern der Wiesen und angrenzenden Flächen für eine unkomplizierte und konstruktive Zusammenarbeit: „Sonst wären solche Maßnahmen, von denen Mensch und Umwelt profitieren, kaum umzusetzen.“
„Selbst kleinere Maßnahmen an Gewässern sind immer ein Gewinn und können große positive Effekte haben, sowohl für den Menschen als auch für die Natur“, betont ebenso Simon Ranner vom Fachdienst Wasserwirtschaft des Hochsauerlandkreises. Sollten Eigentümer von gewässernahen Flächen Interesse an ähnlichen Projekten haben, können diese sich unverbindlich an die Stadt Meschede oder die Untere Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises wenden.